Keiner zahlt gerne viel Steuern – Politiker schon gar nicht

Interview mit dem BLICK vom 17. Dezember 1997

Interview: Georges Wüthrich

Wieso haben Sie sich von Ebner getrennt?

Christoph Blocher: Ich habe mich nicht von Ebner getrennt. Ich habe meine Beteiligung an der Pharma-Vision für zirka 360 Millionen Franken verkauft, weil ich eine grössere eigene Beteiligung an der EMS-Chemie wollte. Diese konnte ich nicht anders finanzieren. Ich will mich künftig auf mein Unternehmen konzentrieren und Herr Ebner sich auf die Vision.

Sie sind wieder einmal im rechten Moment abgesprungen – vor Ebners Steuerflucht.

Blocher: Nein. Es handelt sich auch nicht um Steuerflucht. Ebner ist in Freienbach aufgewachsen und wohnt in Freienbach. Nach Einführung der elektronischen Börse gab es für ihn keinen Grund mehr, mit der BZ-Bank in Zürich zu bleiben.

Ebner wird als Lump bezeichnet – und zwar von Bürgerlichen!

Blocher: Was sich hier abspielt, ist eine gross angelegte Heuchelei. Ich mache bei dieser mittelalterlichen “Ketzer-Verbrennung” nicht mit. Ich habe noch nie einen erlebt, der gerne möglichst viel Steuern zahlt, Politiker schon gar nicht. Jetzt wird plötzlich so getan, als wäre es ein sozialer Volkssport, möglichst viel Steuern zu zahlen.

Welche Politiker meinen Sie?

Blocher: Nehmen wir die beiden Bundesräte, die nun verurteilen, dass einer völlig legal dafür gesorgt hat, dass er nicht zuviel Steuern zahlen muss. Und die Bundesräte? Sie zahlen keine AHV-Beiträge. Diese übernimmt der Bund. Sie entrichten keine Pensionskassen-Beiträge und erhalten nach dem Rücktritt ein Ruhegehalt. Und jetzt erklären sie, dass sie gerne Steuern bezahlen! Auch die Parlamentarier haben schliesslich dafür gesorgt, dass sie möglichst viel von ihren Bezügen vom Einkommen abziehen können.

Dennoch, als protestantischem Pfarrerssohn müsste Ihnen diese rücksichtslose Geldscheffelei widerstreben!

Blocher: Es ist doch die höchste und vornehmste Pflicht eines Unternehmers dafür zu sorgen, dass es dem Unternehmen möglichst gut geht. Dann können wir auch sozial sein. Ich kenne genügend Unternehmen, die zugrunde gegangen sind, weil sie zuwenig Gewinn machten.

Und die gesellschaftliche Verantwortung, auch der Stadt Zürich gegenüber?


Blocher:
Ich wäre schon viel früher gegangen. Ebner musste sich aus dem Stadtrat als Casino-Sozialist beschimpfen lassen, weil er angeblich keine Steuern zahle. Jetzt heisst es plötzlich, er sei der grösste Steuerzahler in der Stadt Zürich. In den letzten Jahren sind 150 Firmen jährlich aus Zürich ausgezogen. Der Stadtrat von Zürich sollte eigentlich den Wirtschafts-Förderungspreis des Kantons Schwyz erhalten.

Wie viele 100 Millionen haben Sie zusammen mit Ebner verdient?

Blocher: Das weiss ich nicht. Ich habe mit ihm die Pharma-Vision gegründet, damit unser Geld, auch die Pensionskassengelder, besser angelegt werden. Mit Ebners Hilfe hat unsere Pensionskasse in den letzten drei Jahren 12 Prozent Rendite abgeworfen. Das gibt weniger Lohnabzüge oder höhere Leistungen für meine Mitarbeiter. Und was ist mit den Sozialwerken des Bundes? Die Rechnung der Pensionskasse kann man nicht abnehmen. Es fehlen 16 Milliarden. Die AHV-Gelder sind miserabel angelegt.

All jenen, die Steuerschlupflöcher ausnutzen wollen, hat Ebner doch einen Bärendienst erwiesen?

Blocher: Klar wird das jetzt alles ausgeschlachtet für neue Steuern. Leider auch von höchster Stelle. Verantwortungslos!

Die alte Leier.

Blocher: Nein, ich persönlich zahle an meinem Wohnort 10 bis 15 Millionen Franken Steuern. In einem anderen Kanton wären es vielleicht vier bis sieben Millionen. Im Ausland werden mir Wohnsitze angeboten, wo ich nur 600’000 Franken zahlen müsste.

Wann gehen Sie?

Blocher: Ich bleibe selbstverständlich meinem Land treu, solange ich das kann. Aber viele werden ausweichen, andere werden nicht kommen

Die SP verlangt eine Sondersession.


Blocher:
Eine Session, weil Ebner zügelt? Lächerlich. Die SP kommt mit Ladenhütern, die nur den Wirtschaftsstandort schwächen, mehr Arbeitslose bringen und für alle höhere Steuern.

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