Immer geht es ums liebe Geld

Interview mit der Lokalinfo AG vom 11. Oktober 2011 mit Philippa Schmidt

Um den schnöden Mammon drehte sich alles bei einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion im Erlenbacher Kirchgemeindehaus.

Pfarrer Andreas Cabalzar hatte gerufen, und alle kamen sie: Die Ständeratskandidaten Felix Gutzwiller (FDP), Christoph Blocher (SVP), die Redaktoren Jürg Dedial («NZZ») und Robert Mayer («Tagesanzeiger») sowie Theologe Stefan Grotefeld bewiesen, dass Geld durchaus ein emotionales Thema sein kann. In einer ökonomischen Tour de Force schnitt das Podium die Rolle Deutschlands in der Eurokrise, die Unruhen in London und zuletzt gar noch die Kirchensteuer an. Der Fokus lag allerdings klar auf der desolaten Lage des Euros. Sichtlich gut aufgelegt liessen die Diskutanten ordentlich Dampf ab. Gewohnt drastisch gab Blocher sich überzeugt davon, dass die EU besser dran wäre ohne den Euro. Daran, dass die EU und die Eurozone nicht identisch seien, mussten sowohl Dedial als auch Mayer wiederholt erinnern.

Letzterer benannte auch Probleme der Eurozone, beispielsweise hätten die unterschiedlichen Mentalitäten in den Staaten zur Krise beigetragen. Dass der Euro nicht mit der EU gleichzusetzen sei und die Union durchaus ihre Verdienste habe, betonte «NZZ»-Redaktor Dedial. «Es ist eine grosse Errungenschaft der EU, dass es in Europa seit 60 Jahren keinen Krieg mehr gegeben hat», bekräftigte Wirtschaftsredaktor Mayer diese Aussage. Dass das Mass, in dem sich gewisse Eurozonenmitglieder verschuldeten, besorgniserregend sei, darin war sich die Runde einig. Deutschland habe mehr als zwei Billionen Euro Staatsschulden, zeigte Dedial das Ausmass der Verschuldung – sogar vom EU-Musterschüler – auf. Während Griechenland und Spanien als Negativbeispiele herhalten mussten, wurde mit Irland ein Land benannt, das die ökonomische Wende geschafft habe.

Auswirkungen auf die Schweiz?

Wenn Griechenland pleite ginge, wären zwar Schweizer Banken kaum direkt betroffen, aber indirekt könnte eine Pleite durchaus negative Auswirkungen auf die hiesige Bankenwelt haben, führte Mayer aus. Felix Gutzwiller wünschte sich deswegen ein stärkeres Engagement der Schweiz in den internationalen Finanzinstitutionen. Im Gegensatz dazu ärgerte sich Christoph Blocher, dass die Schweiz jetzt schon als Zahler im Internationalen Währungsfonds für die Verfehlungen von Pleitestaaten geradestehen müsse.

«Staaten, die nicht auf ihre Finanzen achten, werden in der Eurozone mit Geld belohnt», monierte der Herrliberger. Kritik an der Währungsunion kam auch von Dedial. Frankreich und Deutschland hätten die Stabilitätskriterien von Maastricht ausgehebelt. «Das hat dazu geführt, dass sich einige Länder in der Eurozone übernommen haben», so Dedial weiter. Einen kirchlichen Aspekt brachte Stefan Grotefeld ein, der die Bedeutung von Solidarität in derKrise betonte. In der Hochphase des Wahlkampfs durfte der Bezug zur Schweiz nicht fehlen. Einig waren sich die Ständeratskandidaten darin, dass in den Sozialwerken gespart werden müsse. Um eine Krise zu bestehen, müsste der Staat seine Ausgaben massiv senken.

30 bis 40 Prozent wären durchaus möglich, erklärte Blocher. Auch Gutzwiller zeigte sich überzeugt, dass die Schuldenbremse auf die Sozialwerke zu übertragen sei. Er betonte zum Missfallen Blochers aber auch, die Bedeutung der Personenfreizügigkeit für den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz und des Kantons – trotz Eurokrise. Mit einer theologischen «Gretchenfrage» baute Cabalzar noch einen kirchlichen Schlusspunkt ein. Dass Hilfe von oben nicht schaden kann, daran liess die Diskussion keinen Zweifel.

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