Für Graubünden ist das eine frohe Botschaft

Interview mit dem « Bündner Tagblatt » vom 9. Januar 2003

Norbert Waser

« Bündner Tagblatt »: Heute ist mit Sohn Markus das zweite Ihrer vier Kinder erstmals im Zusammenhang mit der EMS-Gruppe in der Öffentlichkeit aufgetreten. Ist es Ihnen also gelungen, die Weichen für die Zukunft des Unternehmens ohne Familienkrach zu stellen?

Christoph Blocher (Mehrheitsaktionär Ems-Chemie Holding AG): Ja, bis heute schon. Wir haben darüber offen diskutiert, und es ist ein offenes Geheimnis, dass die aber Kinder für ein « Going private » waren. Sie suchen nicht die Öffentlichkeit und in naher Zukunft braucht das Unternehmen die Börse auch nicht. Aber in Anbetracht aller Eventulaitäten für die Zukunft ist die nun gewählte Strategie doch besser. Die Kinder haben diesen Entscheid akzeptiert.

Aber entschieden haben Sie?

Christoph Blocher: Den Entscheid habe ich getroffen. Die Kinder haben dies auch erwartet.

Die Steuerfrage ist ein zentraler Punkt und Sie haben dabei auch den Wohnsitz im Kanton Zürich angetönt. Liebäugeln Sie mit einem Wohnsitzwechsel nach Graubünden?

Christoph Blocher: Es wird sich zeigen, ob Graubünden künftig bessere Bedingungen hat als der Kanton Zürich. Es wäre auf jeden Fall nicht der letzte Kanton, in den in umziehen würde. Im Augenblick mache ich jedoch keine Anstalten in dieser Richtung.

Wann ziehen Sie sich aus dem operativen Geschäft zurück?

Christoph Blocher: Das passiert sukzessive. Vermutlich werde ich mich in den nächsten Jahren auf das Präsidium beschränken und die Funktion des CEO jemand anderem übergeben. Das hängt nicht zuletzt von der künftigen Führungssturktur für eine Publikumsgesellschaft ab.

Wir eines Ihrer Kinder die operative Führung übernehmen?

Christoph Blocher: Das ist eine Möglichkeit, die sich im Moment abzeichnet. Aber es muss nicht sein. Im Moment müssen Sie sich noch mit Alltagssorgen beschäftigen.

Ist der Verkauf der Kraftwerkanlagen an die NOK eine solche?

Christoph Blocher: Der Verkauf der Patvag-Kraftwerke ist per Ende Jahr bereits abgeschlossen worden. Bei den Kraftwerken Reichenau hat der Kanton Graubünden ein Vorkaufsrecht. Mir ist es an und für sich gleich, wer die Kraftwerke Reichenau AG übernimmt, aber jeder Käufer müsste ebenfalls auch eine Lieferverpflichtung für 15 Jahre garantieren. Kanton und Gemeinden möchten aber nur die Aktien, das ist nicht möglich, den Fünfer und das Weggli gibt es nicht.

Ihr Kommentar zum Vorgehen der Standortgemeinde Doma /Ems.

Christoph Blocher: Sie haben nicht einfach die Türe zugeschlagen, sondern einfach einmal das Interesse an den Aktien angemeldet. Wir sind bereit, darüber zu diskutieren. Ich hoffe, dass die Diskussion bis Ende Januar abgeschlossen sein wird.

Welche Auswirkungen hat die künftige Strategie mit einer verstärkten Konzentration auf die Polymeren Werkstoffe für Domat/Ems?


Christoph Blocher:
In der Tat befinden sich die Produktionsanlagen im Hauptbereich der Polymeren Werkstoffe in Domat/Ems. So gesehen ist der jetzt bekanntgegebene Schritt eine frohe Botschaft für den Werkplatz Graubünden. Diese Bereiche sollen in Zukunft noch stärker gefördert und ausgebaut werden.

← retour vers: Articles