Unverantwortliche Äusserung

Interview mit der « Berner Zeitung » vom 10. April 1999

Jean-Pierre Roth glaubt, wir seien in 10 Jahren beim Euro dabei. Christoph Blocher hält das für Unsinn.

Interview: Andy Bantel

Herr Blocher, Nationalbank-Vize Jean-Pierre Roth sagte in einem BZ-Interview, die Schweiz werde in 10 Jahren beim Euro dabei sein.

Christoph Blocher: Das ist eine absolut unverantwortliche Äusserung, selbst wenn er dies denkt, schliesslich ist er Nationalbankdirektor. Er muss doch wissen, dass jede Äusserung eines Vertreters der SNB Folgen für das Vertrauen in unsere Währung hat.

Herr Roth glaubt, der Zinsvorteil der Schweiz werde in 10 Jahren verloren sein, wenn die Entwicklung der letzten Jahre so weitergeht.

Blocher: Schauen Sie: Der Zinsbonus ist einmal gross und einmal klein. Er war im Jahr der EWR-Abstimmung praktisch null, sogar fast negativ. Damals meinte man im Ausland, die Schweiz werde dem EWR und damit auch der EU beitreten. Das änderte sich wieder. Heute ist der Bonus gross.

So eigenständig kann die Nationalbank gar nicht mehr agieren. Die letzte Zinssenkung der EZB hat sie jedenfalls sofort kopiert.

Blocher:
Sobald die Nationalbank merkt, dass es eine inflationäre Entwicklung gibt, wird sie einen eigenständigeren Weg steuern. Der Vorteil des Schweizer Frankens liegt nicht darin, dass wir es immer anders machen müssen als die Europäische Zentralbank, sondern es machen können, wenn dies notwendig ist. Die Handlungsfreiheit ist entscheidend.

Für Sie als Unternehmer wäre der Euro ein Vorteil.

Blocher: Ich kann nicht stets auf meine momentanen persönlichen Vorteile schielen. Als Politiker denke ich volkswirtschaftlich. Eine eigenständige Währung ist für den Wohlstand unseres Landes massgebend.

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