Wahlen sind für mich eine ernsthafte Sache

Interview mit „.ch“ vom 18. November 2008

.ch: Herzlichen Glückwunsch zur Nomination Herr Blocher.

Blocher: Danke.


Ist Ihnen wohl in der Opposition?


Blocher:
Wohl nicht, aber sie ist erfolgreich verlaufen. Ich war stets der Meinung, freiwillig geht man nicht in die Opposition.

Mit Ihrer Nomination entsteht der Eindruck, dass die SVP bis 2011 in der Opposition bleiben will.

Blocher:
Solche Stimmen gibt es. Es gibt aber auch SVPler die von der Opposition genug haben. Ziel muss immer die Regierungsbeteiligung sein.

Wie ist das bei Ihnen?

Blocher: Die SVP als grösste Partei sollte mit 2 Sitzen im Bundesrat vertreten sein. Aber nicht um jeden Preis. Wir lassen uns keinen Alibikandidaten mehr unterjubeln.

Adrian Amstutz und Ueli Maurer sind doch keine Alibikandidaten sondern SVP-Hardliner, wie Sie. Warum sind die nicht Bundesratstauglich?

Blocher: Das hat auch niemand gesagt. Für diese schwierige Aufgabe hat man mich gefragt. Du seist jetzt der Fähigste – auch dank der Erfahrung. Das heisst noch nicht , dass es niemand anders gibt.

Wirklich? Der Eindruck entsteht, dass Sie neben sich keinen zweiten Kandidaten dulden.

Blocher:
Das ist Unsinn. Aber auf einen Sitz kann man nicht zwei Personen setzen.

Hätten Sie denn zugunsten von Ueli Maurer verzichtet?

Blocher:
Wäre die Partei der Meinung gewesen, dass er der Fähigere wäre, hätte sie mich nicht angefragt und die Sache wäre erledigt. Man findet, ich sei die Person mit der grössten politischen und wirtschaftlichen Erfahrung.

Ihre Wahlchancen sind minimal. Weshalb haben Sie nicht verzichtet?

Blocher:
Ich sehe die bevorstehende Aufgabe. Wir stehen vor einer Rezession. Spannungen werden zunehmen. Ausserdem befindet sich das VBS in einem schlechten Zustand. Die Armee ist weder einsatzfähig noch mobilisierbar. Würde ich verzichten, würde ich von dieser Aufgabe davon rennen. Aber das Parlament kann natürlich Nein sagen.

Sie sagen aber auch, dass Sie an dieser Aufgabe zerbrechen könnten.

Blocher: Diese Möglichkeit besteht immer bei grossen Aufgaben.

Und trotzdem treten Sie an.

Blocher:
Ich frage bei wichtigen Aufgaben eigentlich nie, ob sie mir Spass machen. Es zählt die Aufgabe und nicht das persönliche Vergnügen. Die anderen Parteien sollen sagen, ob sie mich akzeptieren oder nicht. Meine Gegner fordern, ich solle freiwillig verzichten. Warum? Weil sie dann sagen können, jetzt hat er aufgegeben.

Die Berner Fraktion hat unter anderem Adrian Amstutz nominiert. Durch Ihre Nomination sind seine Wahlchancen exorbitant gestiegen.

Blocher:
Das werden wir sehen.

Stehen Sie am 10. Dezember für einen Zweiervorschlag zur Verfügung?

Blocher: Das muss offen bleiben. Ich mache keine Spielereien mit, denn Bundesratswahlen sind für mich eine ernsthafte Sache. Wenn es ein anderes Motiv als Spielereien gibt, dann muss man sich das überlegen.

Was tut die SVP, wenn das Parlament Amstutz oder Maurer wählt? Bleiben Sie dann in der Opposition? Schliesslich sind Sie ja der Kronfavorit?

Blocher: Ich setze mich für dieses Land ein, ob ich im Bundesrat bin oder draussen.

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